Anwendung von Goldimplantaten zur Schmerztherapie bei der kaninen Hüftgelenksdysplasie: Eine Übersicht zu Methode, Wirkmechanismus und Wirksamkeit der Golddrahtimplantation

Deisenroth gibt in ihrer Dissertation zum Dr. med. vet. einen Überblick über Veröffentlichungen im Zeitraum bis 2010 zur Goldimplantation primär bei Hunden mit Hüftgelenksdysplasie – einer erblich bedingten nachgeburtlichen Fehlentwicklung im Hüftgelenksbereich –, ergänzt um einige dabei relevante Veröffentlichungen aus der Humanmedizin. Darin geht es um Methoden, Untersuchungen und mögliche Erklärungen zur Wirkungsweise. Aufgrund des Umfanges der Veröffentlichungen werden hier anstelle einer Zusammenfassung einige interessante Hinweise wiedergegeben.

Deisenroth resümiert u. a., dass für „die Therapie osteoarthrotischer Erkrankungen beim Hund […] das antiinflammatorische Wirkpotenzial von Goldimplantaten von vorrangigem Interesse“ ist. Auch auf den zeitlichen Verlauf der Wirkung der Goldimplantation in den Studien geht Deisenroth ein. „Ob eine mit der Verweildauer potenziell zunehmende bindegewebige Einbettung die Dauer der Freisetzung von Goldionen und somit die möglichen Effekte der Goldimplantation zeitlich limitiert, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten.“ Interessant ist auch, „dass die Freisetzung von Goldionen vom Grad der Entzündung im umliegenden Gewebe abhängig zu sein scheint und dass aus Goldimplantaten, die sich in nichtentzündlichem Gewebe befinden, nur geringe Mengen an Goldionen freigesetzt werden“.

Die Veröffentlichungen weisen Unterschiede u. a. in der Methodik der Goldimplantation, Art und Umfang der durchgeführten Untersuchungen, Beobachtungszeitraum und Beurteilungskriterien auf, was einen Vergleich und eine Einordnung der Ergebnisse erschwert. Einige setzten Goldimplantate an Akupunkturpunkten („Goldakupunktur“), andere an weiteren oder anderen Nichtakupunkturpunkten („Goldimplantation“). Die Anzahl der Punkte und die Anzahl der pro Punkt gesetzten Goldteilchen variierte ebenso wie die Anzahl der tierischen Patienten. Drei doppelt geblindete, placebokontrollierte, randomisierte Studien, drei retrospektive, nicht geblindete Studien und fünf Fallberichte wurden herangezogen. In den letzteren beiden Kategorien wurden positiver beurteilte Behandlungsergebnisse veröffentlicht als in ersterer, ebenso wie auf Internetseiten von Tierärzten. Deisenroth hält es für „denkbar, dass die Anpassung der GI [Goldimplantation] an die individuelle Schmerzsymptomatik [in diesen Fällen] das Behandlungsergebnis beeinflusst“.

Verschiedene Erklärungsansätze zur Wirkungsweise der Goldimplantation werden diskutiert. Eine andauernde Akupunkturwirkung von Goldimplantaten an Akupunkturpunkten erscheint Deisenroth als Erklärung unwahrscheinlich, da nach wiederholter Stimulation eine Toleranz gegenüber dem Reiz beobachtet wurde und zudem die Goldimplantate im akupunkturpunktfernen Gewebe nahe dem entzündlich veränderten Gelenk gesetzt werden.

Möglicherweise bilden die Makrophagen nach der Freisetzung von Goldionen im Gewebe im Verlauf der Phagozytose Aurozyanide und setzen sie frei. Aurozyanide können verhindern, dass neutrophile Granulozyten und auch phagozytierende Makrophagen reaktive Sauerstoffverbindungen freisetzen. Dadurch wird weniger Myeloperoxidase produziert, die ihrerseits eine Reaktion katalysiert, aus der hypochlorige Säure hervorgeht, die bei Arthritis den Gelenkknorpel schädigt. Die Myeloperoxidaseaktivität trägt wesentlich zur Aufrechterhaltung osteoarthritischer Prozesse bei.

Andrea Deisenroth: Anwendung von Goldimplantaten zur Schmerztherapie bei der kaninen Hüftgelenksdysplasie: Eine Übersicht zu Methode, Wirkmechanismus und Wirksamkeit der Golddrahtimplantation. Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover, 2014, https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/RH337JCGCVHBR62GNJQINXI4LHLEONOO?query=deisenroth+andrea&rows=20&viewType=list&thumbnail-filter=on&isThumbnailFiltered=true&offset=0&firstHit=RH337JCGCVHBR62GNJQINXI4LHLEONOO&lastHit=lasthit&hitNumber=1 .